Back to Roots. Wer den Markt der Actionscams schon länger verfolgt, wird sich noch an die Frühzeiten des Actioncam-Pioniers GoPro erinnern. In der Gerätegeneration gab es drei parallele GoPro-Modelle: Hero3 Black, Hero3 Silver und Hero3 White (in der 4er-Generation dann immerhin noch Black und Silver). Dabei hatte der Farbe in der Produktbezeichnung nichts mit der Farbe der Kamera zu tun. Die war damals immer Schwarz mit einer silbernen Front, egal bei welcher Version. Die Black war immer die gerade beste GoPro Actioncam. Die Silver ein funktionsreduziertes, preisgünstigeres Mittelklassemodell und eine preisgünstige Einsteigerkamera, die Technisch eigentlich völlig unspannend war. Nun haben wir diesen Salat wieder.
GoPro hat seine heute seine neue Hero7-Reihe mit drei Kameras vorgestellt: Hero7 Black, Hero7 Silver und Hero7 White. Neu ist: Sie unterscheiden sich tatsächlich auch in der Farbe. Aber sie sind nicht Schwarz, Silber oder Weiß. Die Black ist tatsächlich schwarz, die Silver ist dunkelgrau (so wie die bisherige Black) und die White ist hellgrau. Doch eigentlich geht es gar nicht um die Farbe. Die Unterschiede liegen in der Technik und in den Funktionen. Noch verrückter wird die Sache dadurch, dass GoPro erst Ende März 2018 eine neue Einsteigerkamera namens "Hero" (ohne Nummer) vorgestellt hatte. Eine Kamera mit diesem Namen gab es 2014 schon einmal, damals als Einstiegsgerät der der Hero4-Generation, aber eben ohne "4". Die Hero (2018) hatten wir auf digitalEyes.de nicht vorgestellt, weil sie technisch eigentlich nicht weiter spannend war. Wenn wir von der Hero (2018) schon in der Vergangenheitsform sprechen, liegt das daran, dass deren Produktzyklus nach exakt einem halben Jahr schon wieder zu Ende zu Ende ist, denn sie hat mit der Hero7 White heute ein preisgleiches Nachfolgemodell bekommen. Nun aber genug der "Geschichte" und auf zu den Neuheiten.
Die GoPro Hero7 Black zeichnet mit 4K-UHD-Videos mit flüssigen 60 Bilder/s auf. Neu soll die jetzt HyperSmooth genannte elektronische Bildstabilisierung sein. Laut GoPro wird damit eine gimbalartige Stabilisierung erreicht, die Kameraverwacklungen elektronisch kompensiert in einer Qualität, wie sie bislang noch nicht bekannt ist. Die Lernkurve diesbezüglich scheint bei GoPro also sehr steil zu verlaufen. Eigentlich ist GoPro ein Nachzügler auf dem Gebiet – GoPro hat das lange Zeit gar nicht angeboten, während viele andere Firmen mit dem Feature schon geworben haben. Allerdings muss man sagen: Noch vor drei Jahren gab es eigentlich nur einen Hersteller, der die elektronische Stabilisierung wirklich richtig gut drauf hatte: Sony. Seit der Hero5 Black bietet auch GoPro eine elektronische Stabilität an und sogar gleich mit guter Qualität. Beim Generationswechsel auf die Hero6 Black wurde dann hauptsächlich die Stabilisierung nochmals deutlich verbessert und diesmal nun angeblich wieder deutlich. Ein wenig hörte sich die Präsentation der Hero7 Black deshalb an wie die Präsentation der Hero6 Black vor einem Jahr. GoPro zeigt auch Videos mit einem Vergleich der Stabilisierung zu früheren Kameras, sagt aber nicht, welche das sind (Hero5 Black oder Hero6 Black). Vielleicht werden wir Gelegenheit bekommen, die 6er und die 7er Black einmal im Test gegeneinander antreten zu lassen. Auch im Zusammenhang mit der verbesserten Bildstabilisierung ist die neue Funktion TimeWarp. Das sind extrem stabilisierte Zeitraffer-Videos mit bis zu 30-facher Geschwindigkeit.
Elektronische Bildstabilisierung HyperSmooth
Vergleich der HyperSmooth genannten Bildstabilisierung der GoPro Hero7 Black mit einem nicht näher bezeichnetem Vorgängermodell (es kann sich entweder um die Hero5 Black oder die Hero6 Black handeln).
Die zweite Sache, die bei der Hero7 Black signifikant zugelegt haben soll, ist die Tonqualität. GoPro spricht von HDR-Audio. Dazu sollen auch neu entwickelte Mikrofon-Membranen sorgen. Darüber hinaus wurde das Benutzerinterface überarbeitet – die Bedienung der Hero7-Generation soll jetzt noch mehr der Bedienung eines Smartphones ähneln. Das gilt übrigens für alle drei Modelle. Doch zurück zur Hero7 Black. Deren maximale Bitrate bei 4K beträgt 78 MBit/s. Die Kamera zeichnet außerdem eine Auflösung von 2,7 K mit der hohen Bildfrequenz von 120 fps und Full HD 1080p mit noch höheren 240 fps für die Wiedergabe in Super-Slow-Motion auf. Die Hero7 Black bietet einen HDMI-Video-Ausgang, der nicht nur zum Anschluss an einen Fernseher dient, sondern auch einen professionellen Workflow ermöglichen soll, z. B. durch Anschluss externer Recorder.
Auch das Mittelklasse-Modell Hero7 Silver nimmt 4K-Videos auf, jedoch mit nur bis zu 30 fps und mit Standard-Bildstabilisierung und einer maximalen 4K-Bitrate von 30 MBit/s (was für 4K-Video wirklich viel zu wenig ist, da kann nichts Gutes bei herauskommen). Bei der Hero7 White ist die Auflösung auf 1080p60 (FullHD) beschränkt, sie bietet ebenfalls Standard-Stabilisierung. Die Hero7 Silver und White sind nicht für Zeitlupenaufnahmen konzipiert und erzielen mit 60 fps (in 1080p) die höchste Bildrate. Grundsätzlich hat die Hero7 Black 8-fach-Zeitlupe und die Silver und White 2-fach (jeweils bei Wiedergabe mit 30 Bildern/s). Obwohl sowohl die Hero7 Black und Silver 4K-fähig sind, unterscheiden sie sich im Bildsensor. Die Hero7 Black besitzt einen 12MP-Bildsensor, die Hero7 Silver (und die Hero7 White) hingegen einen 10MP-Sensor. Dies bedeutet, dass die Hero7 Black ein schärferes 4K-Bild erzeugt und 12 MP-Fotos aufnimmt, im Vergleich zu den 10 MP-Fotos des letzteren.
Dabei muss man bedenken, dass der Bildsensor in den GoPro-Kameras ja das 4:3-Seitenverhältnis haben. Um damit ein Video im typischen 16:9-Format aufzunehmen, bleibt viel Sensorfläche ungenutzt. Schon bei den 12 Megapixeln ist es so, dass 4K nur gerade so eben haarscharf dort hineinpasst. Schaltet man dann die elektronische Bildstabilisierung hinzu, muss die Kamera schon aus einem etwas kleineren Bildausschnitt auf 4K-UHD hochinterpolieren. 4K-Videos nun aber sogar mit einem 10-Megapixel-Sensor anzubieten, ist eigentlich nicht ganz seriös, wenn man so will, und ich bin ziemlich enttäuscht, das GoPro sich in diese Niederungen herab begibt. Der 10-Megapixel-Sensor der Hero7 Silver stellt nur 3648 nutzbare Pixel in der Breite zur Verfügung. Diese werden dann auf 3840 Pixel hochskaliert. Das ist nicht im Sinne des Erfinders bzw. kann zu keiner wirklich guten Bildqualität führen. Und mit eingeschalteter elektronischer Bildstabilisierung muss nochmals weiter hochskaliert werden. Da ist mir die GoPro Hero7 White dann deutlich sympathischer. Diese bleibt, wie schon die Hero (2018), bei FullHD (1920 x 1080) bzw. einen entsprechenden 4:3-Format. Da bleibt sogar noch eine Menge Raum für die elektronische Bildstabilisierung.